Landesarbeitsgemeinschaft Imkerei und Landwirtschaft (LAGIL) in Sachsen – Gedanken im 6. Jahr des Bestehens der Arbeitsgemeinschaft

Allgemeine Informationen zur LAGIL und Historie

Das Verhältnis zwischen Imkern und Landwirten ist nicht immer konfliktfrei. Sehr oft entstehen diese Konflikte durch eine mangelnde Kommunikation beider Berufsgruppen sowie das fehlende Verständnis über die Befindlichkeiten des jeweils Anderen!

Imkerei und Landwirtschaft gehören jedoch untrennbar zusammen! Wir müssen miteinander reden und nicht übereinander streiten! Jeder Imker ist ein Landwirt! Er hält das drittwichtigste landwirtschaftliche Nutztier nach der Rind- und Schweinezucht!

Nur gemeinsam werden wir die zukünftigen, nicht einfachen Herausforderungen in der Landwirtschaft, zu der auch die Imkerei gehört, meistern können!

Um dieses und andere wichtige Ziele zu erreichen, hat sich am 23. 05. 2014 in Dresden die LAGIL geründet!

Durch eine gezielte Informations- und Bildungsarbeit fördern wir das gegenseitige Verstehen und ein gemeinsames Handeln! Das wichtigste Ziel der LAGIL ist es, hier als vermittelnder Partner aufzutreten.

Der Weg bis zur Gründung der LAGIL war jedoch ein langer. Bereits im Jahr 2011 stellte der vogtländische Imkerverein Adorf auf der Vertreterversammlung des Landesverbandes der Sächs. Imker e.V. (LVSI) den Antrag, der LVSI möge kooperatives Mitglied im Sächs. Landesbauernverband e.V. (SLB) werden. Dieser wurde mit einer großen Mehrheit der Vertreter abgelehnt. Das Feindbild „Landwirt“ saß noch tief in den Köpfen der Imker.

Auch 2013 wurde zur Vertreterversammlung vom Adorfer Imkerverein selbiger Antrag erneut zur Abstimmung gestellt. Nach einer heftigen und emotionsgeladenen Diskussion wurde der Antrag auf Mitgliedschaft beim SLB mit knapper Mehrheit angenommen.

Imker und Landwirte sitzen nun an einem gemeinsamen Tisch- möchte man meinen. Doch das Jahr verging und es hatte sich in Sachen Kooperation nicht viel getan. Ganz im Gegenteil: Auf der Vertreterversammlung des LVSI 2014 wurde von einem Imkerverein der Antrag gestellt, dass der LVSI zum schnellstmöglichen Zeitpunkt wieder aus dem SLB austreten soll. Es war spannend und das Ergebnis eindeutig. Etwa 95% der Delegierten haben diesen Antrag abgelehnt! Es hatte ein Umdenken auf Seiten der Imker eingesetzt!

„Jetzt muss etwas passieren, auf diesem Votum müssen wir etwas Gemeinsames aufbauen…“ Das waren die Gedanken einiger Imker, welche sich sofort zu einem kleinen Gesprächskreis zusammenfanden. Der Vorstand des LVSI sagte ebenfalls spontan seine Unterstützung zu!

Als im April 2014 der LVSI zur Landesmitgliederversammlung des Sächs. Bauernverbandes als neues Mitglied vorgestellt wurde, war das Interesse der Landwirte an der Imkerei während der gesamten Versammlung grandios. So viel Wissbegierde bei den Landwirten an den Bienen und den damit verbundenen Themen hatte uns echt überrascht! Überrascht wurden wir auch mit der Vielzahl von Projekten, welche die Landwirte in ihren Betrieben für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Insekten organisieren! Besonders wichtig ist die Arbeit mit den Kindern. Hier hat der SLB mit der Unterstützung des Freistaates Sachsen im Rahmen des Projektes „Lern Erlebnis Bauernhof“ die Initiative „Wenn die Bienchen mit den Blümchen“ ins Leben gerufen.

Auf all diesen Tatsachen aufbauend wurden baldmöglichst Sondierungs-gespräche vereinbart, die zur Gründung einer Arbeitsgruppe führen sollten.

Für Ende April 2014 wurde bereits ein Beratungstermin beim SLB in Dresden anberaumt. Und tatsächlich, das Ergebnis eines umfangreichen Gedankenaustausches war die Gründung der LAGIL am 23. Mai 2014 in den Geschäftsräumen des SLB!

Konstituierung der LAGIL

Die Mitglieder der LAGIL wollen die Kommunikation und die Zusammenarbeit zwischen Imkern und Landwirten in Sachsen zum Schutz der Honigbiene und Wildinsekten anregen. Damit sichern und steigern wir die Erträge in der Landwirtschaft! Die Erhaltung der Artenvielfalt und die Sicherung der Biodiversität ist ein wichtiges Anliegen der LAGIL!

Die Mitglieder der LAGIL wollen sich ca. dreimal im Jahr treffen, um über das Erreichte zu berichten und neue Aufgaben in Angriff zu nehmen.

Die LAGIL übernimmt keine Aufgaben eines Schiedsgerichtes.

Die Mitglieder der LAGIL arbeiten ehrenamtlich

Es wurden jeweils ein Imker und ein Landwirt als Sprecher der LAGIL gewählt.

Festlegung der Bearbeitungsthemen

  • Öffentlichkeitsarbeit intensivieren
  • Einrichten einer Internetplattform für imkerliche Belange beim SLB
  • Einrichten einer Internetplattform für landwirtschaftliche Belange beim LVSI
  • Veröffentlichungen in Fachzeitschriften
  • Erarbeitung einer sächs. Informationsbroschüre “ Imkerei und Landwirtschaft in Partnerschaft“
  • Erstellen eines Kriterien- und Bewertungskataloges für die Auszeichnung „Besonders engagierter Landwirtschaftsbetrieb im Honigbienenschutz“ in Form der Verleihung einer Hoftafel
  • Erstellen von Arbeitshinweisen für die Landwirte zum Bienen- und Insektenschutzes bei der Durchführung von Pflanzenschutzmaßnahmen sowie bei der täglichen Arbeitsfestlegung in der Acker- und Grünlandbewirtschaftung
  • das Fachgebiet Imkerei in die landwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung integrieren bei: z.B.
      • Fortbildung „Sachkunde Pflanzenschutz“
      • Lehrlingsausbildung in allen Fachrichtungen
      • Fachschul- und Meisterausbildung
      • Studiengänge an den Fachhochschulen und Universitäten
      • Lehrbienenstand in Köllitsch für die praktische Aus- und Weiterbildung
      • Anregen zu einer jährlich stattfindenden gemeinsamen Beratung der örtlichen Imkervereine mit den im jeweiligen Vereinsgebiet ansässigen Landwirtschaftsbetrieben und Regionalbauernverbänden zum Thema des praktischen Bienenschutzes
      • Bienen- und Insektenweiden als Ausgleichsmaßnahmen stärker einbringen
      • Bienen- und Insektenweiden auf kommunalen Grünflächen anlegen
      • Start der gemeinsamen Initiative „Grünflächenämter müssen Blühflächenämter werden“
      • Mitarbeit im Fachausschuss Getreide beim SLB
      • Mitarbeit im EPLER- Begleitausschuss beim SLB vertiefende finanzielle Förderungen in der Imkerei sowie eine Honorierung der Bestäubungsleistung der Honigbienen bei Wildpflanzen durch verschiedene Co- Finanzierungen zum Erhalt der Biodiversität.

Jetzt gilt es, die LAGIL mit Leben auszufüllen!

Die Landwirte werden von der LAGIL umfassend und verständlich über alle relevanten Themen der Imkerei informiert. In verschiedenen Veranstaltungen wird u.a. Wissenswertes über das Wesen der Biene vermittelt, Interessantes über den Anbau und Pflege von Trachtpflanzen und über die notwendige Schließung von auftretenden Lücken im Trachtfließband beraten, über mögliche Zusammenhänge der Anwendung und Wirkung von Pflanzenschutzmitteln und dem regional unterschiedlich auftretendem Bienensterben diskutiert.

Bei verschiedenen Imkervereinen ist es erfreulicherweise schon die Regel, die ansässigen Landwirte zu einer jährlich stattfindenden gemeinsamen Beratung einzuladen. Man tauscht sich über die kommende Vegetationszeit aus und erörtert örtliche Problempunkte. Diese Beratungen in Qualität und Quantität in Sachsen zu intensivieren, ist eine wichtige Aufgabe der LAGIL, aber auch der örtlichen Imkervereine und der regionalen Bauernverbände!

Nichts kann die Kommunikation zwischen dem örtlichen Imker und dem Landwirt ersetzen! Die Imker müssen sich ebenfalls in die verschiedenen Abläufe eines Landwirtschaftsjahres hindenken. Nur so ist ein gemeinsames Handeln und gegenseitiges Verstehen möglich!

 

Die Forderungen der LAGIL an die Sächsische Landespolitik       

  1. Wir fordern eine Honorierung der Bestäubungsleistung von Wildpflanzen zur Erhaltung und Verbesserung der Biodiversität durch die Honigbienen über das Agrar-, Umwelt- und Naturschutzprogramm (AUNaP).
  2. Wir fordern eine finanzielle Unterstützung beim Anlegen und der Pflege von Bienenweideflächen- und Pflanzen außerhalb der Agrarförderung. Eine Prüfung der Einbeziehung des Öko- Kontos im Rahmen von festgelegten naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen ist unabdingbar!
  3. Wir fordern beim Anlegen von Begleitgrün im öffentlichen Bereich nektar- und pollenspendenden Pflanzen bevorzugt einzusetzen.
  4. Wir fordern die finanzielle Unterstützung des Anbaues von nektar- und pollenspendenden Pflanzen bei der Gewinnung von energetisch genutzter Biomasse im Agrarbereich. Diese Förderung ist nicht nur ein Beitrag zur insektenfreundlichen Gestaltung der vielerorts intensiv genutzten Agrarlandschaft. Sie stellt auch einen finanziellen Ausgleich für die Landwirte dar, welche mit dem Anbau der ökologisch bedeutsamen Pflanzen auch ökonomische Einbußen in Kauf nehmen.
  5. Wir fordern eine vom Gesetzgeber vorgeschriebene Pflicht, bestehende und zukünftig geplante Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Nutzflächen mit nektar- und pollenspendenden Pflanzen zu begrünen.
  6. Wir fordern beim Anlegen und der Bewirtschaftung von Landschaftselementen im Agrarbereich, mehr Flexibilität gegenüber dem Cross Compline zuzulassen. Bestehende Elemente müssen durch eine konkrete Ersatzpflanzung anderenorts austauschbar werden. Nur bei einer genügend großen Flexibilität werden die Bewirtschafter ihre Bereitschaft zeigen, LE- Flächen in ihrem Betriebskonzept einzubinden. LE- Flächen sind für die Sicherung der landwirtschaftlichen Produktion, z.B. im Obstbau, unerlässlich. Natur- und Artenschutz- aspekte haben hier eine extrem hohe Wertigkeit!.
  7. Wir fordern eine finanzielle Unterstützung für die Zucht der vom Ausstreben extrem bedrohten Dunklen Biene. Zur Generhaltung dieser ursprünglich in Sachsen heimischen Biene muss diese in einem Zuchtprogramm der vom Aussterben bedrohten Haustierrassen eingegliedert und gefördert werden.

Fazit

Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation mit allen an der Imkerei und Landwirtschaft Beteiligten sind für das Überleben der Honigbiene und der Sicherung der Lebensmittelproduktion in Qualität und Quantität von größter Bedeutung! Wir sind auf einem guten Weg! Nutzen wir die Chance!

 

Steffen Reuter
Sprecher der LAGIL

Anregungen und Fragen über bitte über eine Mail an Herrn Reuter: sachsenfoerster2001@gmail.com

Auerbach, den 12.01.2020